Chronik des Musikverein Wittlensweiler e.V.
Der Musikverein Wittlensweiler ist mit einem stolzen Alter von über 100 Jahren der älteste in Wittlensweiler bestehende Verein. Gleichzeitig hat die Kapelle ein Durchschnittsalter von knapp über 20 Jahren, was den MVW zum jüngsten Verein in Wittlensweiler macht. Der Verein entstand in der Zeit um 1900. Seinerzeit formierte sich eine fünfköpfige Bläsergruppe. Die erste Vereinssatzung stammt aus dem Jahre 1919.
Zu Beginn der 30er Jahre wurde erstmals ein Jubiläum gefeiert, wobei sich die Kapelle in neuen Uniformen präsentierte, die dann 1933 leider gegen das Braunhemd getauscht werden mussten, da sämtliche Musikvereine der SA unterstellt wurden. 1948 erfolgte mit Billigung der französischen Besatzungsmacht die Neugründung, und 1950 konnte mit tatkräftiger Unterstützung des damaligen Bahnwärters von Grüntal ein Jubiläumsfest gefeiert werden. Der gute Mann hatte seinerzeit seine einzige Kuh verpfändet und somit die Finanzierung des Festzelts ermöglicht.
1950 war auch der Beginn der äußerst erfolgreichen Dirigenten-Tätigkeit von Richard Schneider beim MVW, nachdem zuvor Eugen Sugg den Taktstock geschwungen hatte. Höhepunkte der Ära Schneider waren das Vereinsjubiläum 1955 sowie die Wittlensweiler Sommerfeste 1963 und 1969, die jeweils über 3 - 4 Tage gingen. 1971 schließlich nahmen die Wittlensweiler Musiker beim Rosenmontagszug in Mainz teil. 1972 legte Richard Schneider aus Altersgründen den Taktstock nieder.
Sein Nachfolger wurde Fritz Bosch, der das Amt bis 1976 inne hatte. In dieser Zeit wurde die Turn- und Festhalle Wittlensweiler eingeweiht, was für Vereinsfeste völlig neue Möglichkeiten eröffnete. So wurde in den folgenden Jahren die Flecka-Fasnet des MVW über lange Jahre zum Publikumsmagneten und auch die Jahreskonzerte fanden endlich einen angemessenen Rahmen. 1975 feierten die Musiker und (inzwischen auch) Musikerinnen das 75-jährige Vereinsbestehen mit Festzelt und zahlreichen Gästen.
Nachfolger von Fritz Bosch als Dirgent wurde 1976 Otto Kneip, in dessen Amtszeit, das 20-jährige Jubiläum der Partnerschaft Freudenstadt/Courbevoie fiel So konnte der MVW im Jahre 1981 zum ersten und bisher einzigen Male an der Seine aufspielen. Übrigens wäre damals um ein Haar der heutige Vorstand des Vereins abhanden gekommen. 1982 übernahm Musikdirektor Franz Siebert das Dirigentenamt, was er allerdings schon 1985 wieder abgeben musste, da sein Vertrag bei der Stadt FDS endete. In dieser Zeit wurde (1983) erstmals die inzwischen schon traditionelle Flecka-Hocketse im Spätsommer durchgeführt.
Nachfolger als Dirigent wurde 1985 Manfred Foschiani. Ihm gelang es, 1986 die Stadtmusik Villingen zu einem Doppelkonzert in Wittlensweiler zu gewinnen. 1987 wirkten die Aktiven des MVW bei der Veranstaltung "Tanzen total" vor großem Publikum in der Stuttgarter Schleyerhalle mit. 1989 musste Manfred Foschiani aus Gesundheitsgründen leider den Taktstock abgeben. Sein Nachfolger wurde (bis 1991) Manfred Ozimek aus Baiersbronn. 1991 übernahm Klaus Ganter die musikalische Leitung des Vereins. 1992 wurde erstmals nach mehrjähriger Pause wieder ein Jahreskonzert durchgeführt.
Leider stand 1993 schon wieder ein Dirigentenwechsel ins Haus, nachdem Klaus Ganter den MV Lossburg übernommen hatte. Gleichzeitig fand auch ein Umbruch in der Kapelle statt, da mehrere langjährige Musiker ihre aktive Laufbahn beendeten. Für diese nun stark verjüngte Kapelle fand sich mit Alexander Ruderisch ein ebenso junger Dirigent. Dass dessen neuer Musikstil durchaus positiv aufgenommen wurde, zeigen die jeweils hervorragend besuchten Jahreskonzerte aus jener Zeit. Neben dem musikalischen fand 1992 auch ein Umbruch in der Führungsetage statt.
Nach 12-jähriger Amtszeit gab Vorstand Hans-Georg Zinser sein Amt an Volker Breidenstein ab. In dieser Zeit stand neben der Musik auch die Frage der Probemöglichkeit im Vordergrund. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Stadt FDS konnte dann im Jahre 1997 Einzug in das neue Vereinsheim im "Alten Kindergarten" in der Ortsmitte gefeiert werden. Der absolute Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war das im März 2001 über drei Tage gefeierte 100-jährige Vereinsjubiläum. Weiteres Highlight in dieser Zeit waren die „Tage der Blasmusik“ im Frühjahr 2003/04
Von März 2005 an bestand eine Spielgemeinschaft mit dem MV Pfalzgrafenweiler, was bei beiden Vereinen neue Motivation entfachte. So konnte es im gleichen Jahr unter Leitung von Rainer Dölker nach längerer Pause wieder ein Jahreskonzert geben.
Im Oktober 2006 übernahm Matthias Beno den Posten des Dirigenten. Er führte das gemeinsame Orchester musikalisch auf ein höheres Niveau und brachte auch weitere Anregungen ein. So wurde das 2007 erstmals ausgerichtete Kirchenkonzert zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des MV-Terminkalenders, aber auch im örtlichen Kulturleben.
2008 gab es in Zusammenarbeit mit der Grundschule die erste Bläserklasse, die seither einen festen Baustein im Ausbildungskonzept des Musikvereins darstellt. Auch die Jahreskonzerte jener Zeit sind allen Beteiligten in bester Erinnerung und brachten die Erwin-Hils-Halle einige Mal an ihre Kapazitätsgrenze. Zweimal nahm das Orchester in dieser Zeit (2009 in Dotternhausen und 2012 in Bittelbronn) erfolgreich an Wertungsspielen teil.
Mit Nicole Kampert gab es 2008 die erste Frau auf einem Vorstandsposten, gefolgt 2010 von Bianca Martin.
Anlässlich des Jubiläums der Städtepartnerschaft Pfalzgrafenweiler/La Loupe durfte 2009 auch eine Abordnung des MVW in Frankreich musikalische Akzente setzen. Ebenfalls große Beachtung fand im gleichen Jahr das Projektkonzert „Der gestiefelte Kater“ mit Regina Kuhn als professioneller Märchenerzählerin.
2011 gab es nach längerer Zeit wieder einen Vereinsausflug nach Bornheim zur Südpfalz-Draisinentour. Im gleichen Jahr gab es zum ersten Mal ein Jugendkonzert, bei dem die Jugendlichen als Bläserklasse, Jugendkapelle oder als Kleinensemble die Möglichkeit hatten, ihr Können zum Vortrag zu bringen. Seither ist es in Wittlensweiler Tradition, dass die Jugend ihr eigenes Jahreskonzert hat.
2013 gab Dirigent Matthias Beno seinen Abschied bekannt. Er suchte (und fand) eine neue Herausforderung in Tiengen. Nachfolger wurde Andreas Marquart aus Herrenberg.
Höhepunkte in jener Zeit waren eine Fahrradbildersuchfahrt in Kombination mit Bogenschießeinlage 2014 und ein 2-tägiger Ausflug 2015 nach Ulm und Blaubeuren.
Musikalisch gab es zusätzlich zu den weiterhin sehr erfolgreichen Jahreskonzerten im Jahr 2014 die Beteiligung an der ColdWaterChallenge im Sommer sowie im Herbst eine DanceNight zusammen mit der Rock- und Showband Up2Date.
2016 hieß es dann zum ersten Mal „In der Tracht kracht’s“. Zusammen mit den Schwarzwald-Buam wurde die Erwin-Hils-Halle zum volkstümlichen Musikantenstadl umgebaut und Wittlensweiler eine Nacht lang zur Dirndl- und Lederhosenhochburg.
2017 löste Milen Haralambov Andreas Marquart am Dirigentenpult ab. Auch unter seiner Leitung wurden erfolgreiche Jahres- und Kirchenkonzerte sowie 2019 die zweite Auflage von „In der Tracht kracht’s“ veranstaltet. Auch ein Auftritt beim Hoffest des Weinguts Doll in Kappelrodeck im gleichen Jahr fand überregionale Beachtung.
Allerdings wurde das Vereinsleben ab 2020 überschattet von Corona-bedingten Einschränkungen und Zwangspausen. Der Musikverein stellte sich so gut es ging auf diese neue Situation ein. Einzelunterricht und auch Ausschusssitzungen fanden online statt. Geprobt wurde soweit es erlaubt war im Schulhof, bei Dölkers auf dem Heustadel oder in Grüntal im Gemeindehaus.
Trotz aller Bemühungen um pandemiegerechte Rahmenbedingungen mussten die Jahreskonzerte 2020/21 sowie das Kirchenkonzert 2021 abgesagt werden. Dazu kam die Ankündigung von Milen Haralambov, mit dem Jahreskonzert 2022 sein Engagement in Wittlensweiler/Pfalzgrafenweiler zu beenden.
Glücklicherweise konnte mit Balint Takacs schnell ein Nachfolger gefunden werden, mit dem der Musikverein nun nach Corona wieder durchstarten will, auch wenn der MV Pfalzgrafenweiler im Frühjahr 2022 die Spielgemeinschaft aufkündigte.
Die Vorstandschaft des MVW besteht seit 2016 aus Volker Breidenstein, Rainer Dölker und Stephan Harastko.
Neue Mitglieder (aktiv oder passiv) sind selbstverständlich immer willkommen, Kontakt unter info@mv-wittlensweiler.de oder live und in 3D jeden Donnerstag ab 19.30 im Vereinsheim Orstsstr. 3 in Wittlensweiler.